Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) bezeichnet die EU-Sanktionen gegen den russischen Oligarchen Mosche Kantor als "bedauerlich". Es sei ein "Faktum", dass Kantor als Präsident
des Europäischen Jüdischen Kongresses einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung von Antisemitismus und zur Sichtbarmachung jüdischen Lebens in unserer Gesellschaft geleistet habe, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme von Sobotkas Sprecher.
Sobotka unterstütze deshalb "wie alle anderen jüdischen Gemeinschaften inklusive der ukrainischen" die Überprüfung der Vorwürfe gegenüber dem früheren Präsidenten des European Jewish Congress (EJC). Dennoch trage Sobotka die Sanktionen "vollinhaltlich mit".
Laut Informationen des "Standard" soll der Nationalratspräsident sich für Kantor eingesetzt haben. Sobotka habe bei Besuchen in Brüssel mit hochrangigen EU-Politikern über die Personalie gesprochen, obwohl er für Sanktionen und Außenpolitik nicht zuständig ist. Kantor steht seit April 2022 auf der Sanktionsliste der EU, die aufgrund des russischen Angriffskrieges in der Ukraine erstellt wurde.
Ariel Muzicant, früherer Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und Kantors Nachfolger an der Spitze des EJC, sagte heute gegenüber dem Ö1-Mittagsjournal, Kantor sei nur auf die EU-Sanktionsliste gekommen, weil "die Polen ein Hühnchen mit ihm zu rupfen haben".
Polen habe bisher auch erfolgreich eine Streichung des Oligarchen von der Sanktionsliste verhindert, obwohl sich unter anderem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Ungarns Regierungschef Viktor Orban für Kantor eingesetzt hätten, so Muzicant weiter. Der Oligarch habe "in keinster Weise mit Putin zusammengearbeitet und er ist auf die Liste gekommen ohne den geringsten Beweis". Foto-Michael Kranewitter, Wikipedia, CC-by-sa 4.0.