Österreich

 

Die Integration junger Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt wird nun stark vorangetrieben. In Wien wird die Zahl einschlägiger Collegeplätze ab September deutlich ausgebaut. 5.000 Plätze werden

vor allem für die Gruppe der 18- bis 25-Jährigen zur Verfügung stehen.

Das Programm nimmt nun "voll Fahrt" auf, freute sich Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) in einer Pressekonferenz über das von Bund und Land Wien in etwa 50:50 finanzierte Kollegsystem. In Wien könne mit den zusätzlichen Mitteln die Zahl der Plätze vervierfacht werden. Die Idee sei, Jugendliche rasch in eine Struktur zu bringen. Qualifizierungsmaßnahmen würden mit Spracherwerb in einem angeboten, betonte Kocher.

Wiens Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) erinnerte an den Bedarf an Arbeitskräften in den diversesten Feldern von Pflege bis Gastronomie. Da sei es notwendig und vernünftig, jene, die schon in Österreich seien, entsprechend zu integrieren. Das stärke auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Kolleg dauert vier bis zwölf Monate Das Programm richtet sich in erster Linie an junge Menschen, denen bereits ein Aufenthaltstitel erteilt wurde, also Asylberechtigte bzw. Menschen mit subsidiärem Schutz. 1.000 Plätze sind aber auch für jene reserviert, die im Asylverfahren eine hohe Bleibewahrscheinlichkeit haben, was vor allem für Syrer gilt.

Ziel des Colleges ist, die Jugendlichen so weit zu qualifizieren, dass sie im Anschluss entweder eine entsprechende Berufsausbildung antreten oder direkt in den Arbeitsmarkt einsteigen können. 23 Prozent seien nach drei Monaten bereits in Beschäftigung, berichtete Katharina Luger, stellvertretende AMS-Geschäftsführerin in Wien, von den bisherigen Erfolgen.

Peter Hacker und Martin Kocher ORF Das Jugendcollege von Stadt Wien und AMS ist Teil eines von der Bundesregierung unterstützten Intensivprogramms Durch den Ausbau werden vier Kursangebote möglich sein. Wer diese anbieten wird, muss ausgeschrieben werden. Unterschieden wird zwischen einem Basismodul und einem Advanced-Modul für jene mit besseren Sprachkenntnissen. Insgesamt dauert die Teilnahme an einem Kolleg zwischen vier und zwölf Monaten. Findet jemand während des Besuchs bereits einen Job, kann er aussteigen.

Auch digitale Kompetenz und Umgang mit Geld Das Angebot ist in verschiedene Bereiche wie Alphabetisierung, Basisbildung, Deutschkenntnisse sowie digitale Kompetenz unterteilt. Workshops, Kompetenzchecks, Bewerbungstrainings sowie Praktika bereiten die jungen Menschen auf das Arbeitsleben und den österreichischen Arbeitsmarkt vor. Dazu zählen auch Schulungen im Umgang mit Geld.

Schwieriger, junge Frauen zu erreichen Dass es für die entsprechende Gruppe einen entsprechenden Bedarf an Ausbildung gibt, untermauerte AMS-Chefin Petra Draxl mit Zahlen. Gut 39.000 Asylberechtigte und Personen mit subsidiärem Schutz waren im Vorjahr im Schnitt arbeitslos gemeldet, rund ein Viertel Menschen unter 25. Etwa 6.500 volljährige Jugendliche aus dieser Gruppe befanden sich Ende 2023 in Mindestsicherung. Jeden Monat kämen 800 bis 1.200 Menschen neu ins System, schilderte Draxl.

Eine besondere Herausforderung ist für das AMS laut Draxl, junge Frauen zu erreichen. Bei den jungen Männern gibt es bei Menschen aus Syrien noch Nachholbedarf.

Kritisch äußert sich die Wiener FPÖ. Sehe man sich die Analphabetisierungsrate an, werde schnell deutlich, dass diese Maßnahme in einem erneuten gescheiterten Integrationsfiasko enden werde, meinte Landesparteiobmann Dominik Nepp. Für den Freiheitlichen steht fest, dass der Zuzug weiterer Flüchtlinge in die Bundeshauptstadt gestoppt werden müsse und nicht der x-te Versuch neuer Integrationsmaßnahmen auf Steuerzahlerkosten gestartet werden solle. Foto-Bundesministerium für Finanzen, Wikimedia commons.