Die Bundeswehr hat mehrere große Unternehmen angefragt, ob sie im Krisenfall logistische Unterstützung leisten könnten – insbesondere bei der Verlegung von Soldaten und Ausrüstung an
die NATO-Ostgrenze, wie die Handelsblatt-Zeitung am Dienstag berichtete.
Deutschland gilt aufgrund seiner zentralen Lage in Europa als logistisches Drehkreuz und hat sich im Rahmen des neuen NATO-Modells verpflichtet, innerhalb von 30 Tagen 35.000 Soldaten sowie über 200 Flugzeuge und Schiffe im Falle eines größeren Konflikts bereitzustellen – insbesondere im Hinblick auf Bedrohungen aus Russland.
Laut Handelsblatt sucht die Bundeswehr vor allem Unterstützung bei der Verlegung von Soldaten, Munition und militärischem Gerät im Falle eines Angriffs auf NATO-Gebiet durch Russland.
Die Zeitung beruft sich zudem auf Branchenkreise, wonach derzeit geprüft wird, ob die Flugschule der Lufthansa die Grundausbildung von Kampfjetpiloten übernehmen könnte.
Zu den angesprochenen Unternehmen zählen dem Bericht zufolge unter anderem der Rüstungskonzern Rheinmetall, die Lufthansa-Gruppe sowie der staatliche Bahnkonzern Deutsche Bahn.
Die Bundeswehr sei in Krisensituationen in erheblichem Maße auf kommerzielle Transportdienstleistungen angewiesen, heißt es weiter.
Eine Stellungnahme der Bundeswehr verwies auf das Verteidigungsministerium, das sich zunächst nicht äußerte.
Lufthansa lehnte eine Stellungnahme ab, während die Deutsche Bahn angab, keine Details zu militärischer Logistik nennen zu können.
Rheinmetall, das im Februar eine Vereinbarung mit der Bundeswehr zur logistischen Unterstützung bei Truppenverlegungen im In- und Ausland geschlossen hatte, reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage.
Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 richtet Deutschland seinen sicherheitspolitischen Fokus verstärkt auf den Schutz des eigenen Territoriums – aus Sorge vor einer möglichen Eskalation auf dem europäischen Kontinent.
Kurz nach Beginn des Krieges kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz eine „Zeitenwende“ an und stellte ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro bereit, um die Bundeswehr zu modernisieren.
Zur Erfüllung der NATO-Verpflichtungen hat die Bundesregierung angekündigt, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen und einen neuen Militärdienst – zunächst auf freiwilliger Basis – einzuführen.
Allerdings stellt die Modernisierung der über Jahre vernachlässigten Bundeswehr eine große Herausforderung dar. Seit dem Ende des Kalten Krieges 1990 wurden die Streitkräfte stark reduziert und vor allem für Auslandseinsätze wie in Afghanistan ausgebildet – Einsätze gegen schlecht ausgerüstete Gegner, nicht gegen modern bewaffnete Streitkräfte. Foto-DOD photo by U.S. Air Force Master Sgt. Jerry Morrison, Wikimedia commons.