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Die deutsche Wirtschaft wird 2024 voraussichtlich stagnieren. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten revidierten Prognose des Sachverständigenrats zur Begutachtung der

gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hervor. Das Gremium, das die Bundesregierung in wirtschaftspolitischen Fragen berät, hatte zuvor noch mit einem moderaten Wachstum von 0,4 % gerechnet, warnt nun jedoch vor einer „ausgeprägten Schwächephase“.

Deutschland ist das einzige G7-Land, dessen Wirtschaft in den vergangenen zwei Jahren nicht gewachsen ist. Belastet wird die Konjunktur weiterhin durch eine straffe Fiskalpolitik und einen Einbruch der Industrieproduktion.

Zusätzlichen Druck üben neue, von US-Präsident Donald Trump angekündigte Zölle aus, die die exportorientierte deutsche Wirtschaft gefährden. „Die deutsche Wirtschaft wird in naher Zukunft maßgeblich von zwei Faktoren beeinflusst: der US-Zollpolitik und dem fiskalischen Maßnahmenpaket“, erklärte Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrats.

Die USA blieben auch 2024 Deutschlands größter Handelspartner, der bilaterale Warenhandel belief sich auf 253 Milliarden Euro (284 Milliarden US-Dollar). Auch wenn die tatsächlichen Zölle womöglich geringer ausfallen als befürchtet, hat die damit verbundene Unsicherheit die wirtschaftlichen Aussichten bereits eingetrübt. „Selbst wenn die Zölle letztlich reduziert werden, hat Trumps Vorgehen massive Unsicherheit ins System gebracht“, so Ratsmitglied Ulrike Malmendier.

Verzögerte Wirkung des Konjunkturpakets

Etwas optimistischer blickt der Rat auf das kürzlich verabschiedete fiskalische Maßnahmenpaket, das den Weg zu einer wirtschaftlichen Erholung ebnen könnte – wenngleich seine Wirkung erst zeitverzögert einsetzen wird. Der Plan umfasst einen Fonds in Höhe von 500 Milliarden Euro für Infrastrukturprojekte sowie die Ausnahme der Verteidigungsausgaben von den bisherigen Verschuldungsgrenzen.

Schnitzer erläuterte, dass das Konjunkturprogramm voraussichtlich ab 2025 zu einem Anstieg des Wachstums führen werde. Der Rat rechnet im kommenden Jahr mit einem Wachstum von 1,0 %. „Die Wirkung ist nicht sofort spürbar – die Umsetzung braucht Zeit“, sagte sie und forderte eine zügige Haushaltsverabschiedung sowie klare Ausgabenpläne.

Das Bundesfinanzministerium arbeitet bereits an den Haushalten für 2025 und 2026, um eine effiziente Mittelverwendung sicherzustellen.

Auch der private Konsum soll laut Rat im Jahr 2026 anziehen, da das verfügbare Realeinkommen zunimmt. Anhaltende Unsicherheit könnte jedoch das Konsumverhalten dämpfen, sodass nur mit einem leichten Rückgang der Sparquote gerechnet wird.

Inflationsausblick und geldpolitische Risiken

Für 2024 wird mit einer Inflationsrate von 2,1 % gerechnet, 2025 soll sie auf 2,0 % sinken und sich damit dem Zielwert der Europäischen Zentralbank annähern. Doch Handelskonflikte und umfangreiche Staatsausgaben könnten inflationsfördernd wirken. „Die fiskalische Expansion Deutschlands könnte die Inflationserwartungen anheizen und eine straffere Geldpolitik der EZB nach sich ziehen“, warnte Ratsmitglied Veronika Grimm. Foto-Kasa Fue, Wikimedia commons.