Die Verbraucherpreise hierzulande sind laut aktuellem Bundesbank-Monatsbericht zum Jahresbeginn stark gestiegen. So legte die Teuerungsrate gemessen am Harmonisierten
Verbraucherpreisindex (HVPI) um 2,3 Prozentpunkte zu, und zwar von -0,7 Prozent im Dezember auf 1,6 Prozent im Januar. Dieser Anstieg war somit deutlich höher als von den Expertinnen und Experten der Bundesbank und Marktteilnehmern noch im Dezember erwartet worden war. Die Bundesbank-Fachleute waren in ihrer Prognose davon ausgegangen, dass die Teuerungsrate im ersten Halbjahr 2021 insgesamt ein Niveau von etwa 1 Prozent erreicht. Die überraschend hohe Januarrate des HVPI geht vor allem auf einen statistischen Sondereffekt zurück. Eine Rolle habe hierbei gespielt, dass sich das Konsumverhalten der deutschen Haushalte im vergangenen Jahr durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in bestimmten Bereichen stark verändert habe, heißt es in dem Bericht.
Weniger Geld für Pauschalreisen
So seien die Ausgaben für Pauschalreisen, die besonders starken Beschränkungen unterlagen, sowie für Bekleidung, Restaurantbesuche und Beherbergungen hierzulande spürbar zurückgegangen. Auch Kraftstoffe seien weniger verbraucht worden, da die Mobilität eingeschränkt wurde. Mehr Geld hätten die Haushalte in Deutschland dagegen für Nahrungsmittel ausgegeben. Derlei Änderungen des Konsumverhaltens spiegelt der HVPI wider. Wird für bestimmte Waren und Dienstleistungen mehr Geld ausgegeben, werden diese im Index im Folgejahr höher gewichtet und umgekehrt. „Die Änderung der HVPI-Gewichte orientiert sich dabei grundsätzlich an der Struktur der Konsumausgaben aus den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen“, fasst der Bericht diese Vorgehensweise zusammen.
Statistischer Sondereffekt bei Pauschalreisen
Weil die Menschen viel weniger pauschal gereist seien, sei das Gewicht von Pauschalreisen im HVPI von allen Komponenten am deutlichsten gesunken. Dies in Kombination mit dem grundsätzlich stark schwankenden Verlauf der Preise von Pauschalreisen und der speziellen Konstruktion des HVPI habe zu einem statistischen Sondereffekt geführt. Durch diesen lasse sich die im Vergleich zur Dezember-Projektion überraschend hohe Januarrate und die Lücke zum nationalen Verbraucherpreisindex (VPI) fast vollständig erklären. Laut dem Bericht dürften sich in den nächsten Monaten durch ähnliche Sondereffekte ebenfalls Abweichungen vom erwarteten Verlauf der Preise ergeben. Im Jahresmittel dürften sich die Sondereffekte aber ausgleichen, sodass die Prognose für die durchschnittliche Inflationsrate im Jahr 2021 davon letztlich unberührt bleibe.
Daten zeitnäher zur Verfügung stellen
In einigen anderen Ländern des Euroraums kam es im Januar ebenfalls zu einem unerwartet starken Anstieg der Inflationsrate. Auch dort scheint die Überraschung nicht vorwiegend auf generelle Verschiebungen der Konsumstruktur zurückzugehen, sondern auf andere Sondereffekte, wie zum Beispiel geänderte Schlussverkaufsaktivitäten oder höhere Stromkosten. Da Eurostat die aktualisierten HVPI-Gewichte aller Länder für das Jahr 2021 erst am 23. Februar veröffentlicht, unterliegen die Berechnungen zu den Gewichtswirkungen im Euroraum allerdings nach wie vor einer hohen Unsicherheit. Die Bundesbank-Fachleute plädieren im Monatsbericht deshalb dafür, dass aktuelle Informationen zu Konsumstrukturen in Zukunft von amtlicher Seite zeitnäher zur Verfügung gestellt würden. „Dies wäre für die Identifikation des zugrundeliegenden Inflationstrends außerordentlich hilfreich“. Schließlich dürfte auch im kommenden Jahr, nachdem sich die Konsumstrukturen möglicherweise normalisiert haben, mit deutlichen Verschiebungen der HVPI-Gewichte bei einigen Komponenten zu rechnen sein. „Sollten solche Gewichtsanpassungen zu starken Schwankungen der geldpolitisch relevanten HVPI-Vorjahresrate führen, die rein statistischer Natur sind, wäre es wünschenswert, dass die amtliche Seite dies im Vorfeld besser kommuniziert.“