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„Die deutsche Wirtschaft überwindet die pandemiebedingte Krise und steht am Beginn eines starken Aufschwungs“, schreibt die Bundesbank in ihrer Projektion für die Jahre 2021 bis 2023.

Sie geht davon aus, dass die Pandemie – insbesondere durch eine erfolgreiche Impfkampagne – rasch und nachhaltig zurückgedrängt wird und damit die Schutzmaßnahmen zügig zurückgefahren werden können. Vor allem in den zuvor besonders beeinträchtigten Dienstleistungsbereichen und beim privaten Konsum rechnen die Expertinnen und Experten mit starken Aufholeffekten. Zudem werde der Aufschwung von den Exporten angetrieben, die von der nur allmählich nachlassenden Erholung des Welthandels profitierten. Unter diesen Voraussetzungen rechnet die Bundesbank damit, dass das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) im laufenden und kommenden Jahr kalenderbereinigt um etwas unter 4 Prozent beziehungsweise gut 5 Prozent zulegt. Im Jahr 2023 sollte der Zuwachs dann mit nahezu 2 Prozent etwas schwächer ausfallen. „Das Vorkrisenniveau wird schon in diesem Sommer wieder erreicht“, heißt es in dem Bericht.

Privater Konsum maßgebliche Triebfeder für Aufschwung

Der private Konsum ging im Winterhalbjahr aufgrund des Pandemiegeschehens und der strikten Eindämmungsmaßnahmen kräftig zurück, so die Fachleute. Gleichzeitig sei die Sparquote der privaten Haushalte sprunghaft gestiegen. Laut einer Online-Umfrage der Bundesbank ist die ungewöhnlich hohe Ersparnisbildung insbesondere auf angeordnete Geschäftsschließungen sowie Reiseeinschränkungen und die Sorge vor Ansteckung zurückzuführen. Klassische Vorsichtsmotive aufgrund befürchteter Einkommensverluste hätten nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Mit Fortschreiten der Impfkampagne und Lockerung der Eindämmungsmaßnahmen dürften die pandemiebedingten Spargründe schnell an Bedeutung verlieren. Dann werde der private Verbrauch zunächst stark zulegen und die Sparquote schnell sinken. Anfang des Jahres 2022 dürfte letztere dann ihr Vorkrisenniveau erreichen. „Danach fällt die Sparquote weiter, weil angenommen wird, dass etwa ein Viertel der Ersparnisse, die während der Pandemie unfreiwillig gebildet wurden, im weiteren Projektionszeitraum für zusätzliche Konsumausgaben verwendet wird.“ Im Verlauf des Jahres 2023 erwartet die Bundesbank eine wieder ansteigende Sparquote und damit einhergehend ein spürbar langsameres Wachstumstempo des privaten Konsums.

Inflationsrate zieht vorübergehend kräftig an

Die Bundesbank geht davon aus, dass die Inflationsrate, gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), im laufenden Jahr kräftig auf 2,6 Prozent steigen wird. Dazu trügen die wieder auf ihr früheres Niveau angehobenen Mehrwertsteuersätze und die neuen CO2-Emissionszertifikate bei. Zudem hätten die Preise für Rohöl und für landwirtschaftliche Erzeugnisse unerwartet stark angezogen. „Insgesamt sind aus heutiger Sicht zum Jahresende für kurze Zeit Inflationsraten um 4 Prozent möglich“, so die Fachleute. Im Jahr 2022 sollte die Inflationsrate mit Auslaufen der Sondereffekte wieder deutlich zurückgehen und auch 2023 noch etwas sinken. Die Verbraucherpreise für Energie dürften dann mit nachlassenden Raten steigen. Dies überdecke, dass die zusätzlich um den Mehrwertsteuereffekt bereinigte Kernrate ohne Energie und Nahrungsmittel im Gefolge des Aufschwungs, der Verbesserungen am Arbeitsmarkt und wieder stärker anziehender Löhne ansteige.

Arbeitsmarkt zeigt sich sehr robust

Der Arbeitsmarkt habe sich im Winterhalbjahr 2020/2021 trotz des Pandemiegeschehens und der Eindämmungsmaßnahmen als außerordentlich stabil erwiesen. „Die Anpassung an die verringerte Wirtschaftsleistung erfolgte über eine Verringerung der Arbeitszeit, insbesondere über das Instrument der Kurzarbeit“, schreiben die Fachleute. Beschäftigung und Arbeitslosigkeit seien dagegen nahezu konstant geblieben. Die Bundesbank geht davon aus, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt bereits im laufenden Sommerhalbjahr im Zuge der wirtschaftlichen Erholung deutlich verbessern wird. Im Laufe des Jahres 2022 dürfte die starke gesamtwirtschaftliche Nachfrage den Arbeitsmarkt weiter beleben und damit die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung über ihr Vorkrisenniveau steigen lassen. Im letzten Jahr des Projektionszeitraums dürften zunehmend Angebotsengpässe am Arbeitsmarkt entstehen. Vor diesem Hintergrund rechnet die Bundesbank 2023 mit wieder spürbar höheren Steigerungen der Tariflöhne.

Staatsfinanzen stützen Wirtschaft

„Die Staatsfinanzen stützen auch im laufenden Jahr die Wirtschaft erheblich“, schreibt die Bundesbank. Das Defizit im Staatshaushalt steige dabei im laufenden Jahr weiter auf über 5 Prozent des BIP, die Schuldenquote auf über 70 Prozent. In den kommenden Jahren würden sie dann jeweils wieder deutlich sinken. Denn mit Überwindung der Krise laufen die meisten staatlichen Corona-Maßnahmen und die Budgetlasten durch den Wirtschaftseinbruch wieder aus.

 

Pandemie-bezogene Unsicherheit wegen Impfkampagne gesunken

Der Fortgang der Pandemie und ihre gesamtwirtschaftlichen Folgen seien weiterhin schwer einzuschätzen, heißt es in dem Bericht. „Vor allem dank der laufenden Impfkampagne ist die Unsicherheit hier aber bereits erheblich gesunken.“ Sollte das Virus auf eine Weise mutieren, welche die Wirksamkeit der Impfstoffe substanziell reduziere, könne es im Projektionszeitraum zu größeren Rückschlägen kommen. Diese Gefahr sei umso größer, je länger es dauere, die Pandemie weltweit zu bezwingen. Neben einer schwächeren Auslandsnachfrage könnten dann auch wieder unmittelbare Schutzvorkehrungen im Inland die deutsche Wirtschaft beeinträchtigen.

Auf der anderen Seite sehen die Konjunkturexpertinnen und -experten auch die Möglichkeit, dass die pandemiebedingten Belastungen für die Wirtschaft noch schneller nachlassen. Darüber hinaus könnte der Aufschwung auch dann noch stärker ausfallen, falls sich die während der Pandemie aufgestaute Nachfrage früher und insgesamt stärker entlädt als erwartet. So wäre es möglich, dass beispielsweise die privaten Haushalte die während der Pandemie zusätzlich gebildeten Ersparnisse rascher oder in größerem Umfang für Konsumzwecke ausgeben. In einem solchen Fall könnte auch der Preisanstieg höher ausfallen. Zudem könnten sich die Inflationserwartungen der Wirtschaftsakteure – ausgelöst durch die in der zweiten Jahreshälfte 2021 erwarteten, außergewöhnlich hohen Teuerungsraten – verschieben. Dies würde möglicherweise zu einem geänderten Lohn- und Preissetzungsverhalten und dadurch weiteren Aufwärtsdruck auf die Preise führen. Foto- Institut der deutschen WIrtschaft, Wikimedia commons.