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Seit 30 Jahren sind Sinti und Roma in Österreich als autochthone Volksgruppe anerkannt. Bei einer Festveranstaltung im Parlament am heutigen Abend würdigte Romani Rose, der Vorsitzende

des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, die Fortschritte bei der Gleichstellung der Minderheit, warnte jedoch gleichzeitig vor dem wiedererstarkenden Antisemitismus.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) bekräftigte seine Unterstützung für die Forderung nach einem Holocaust-Zentrum in Wien. Die Anerkennung als Minderheit in Österreich sei ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur gleichberechtigten Teilhabe der Sinti und Roma, betonte Rose.

Gleichzeitig schilderte er das Schicksal seiner Volksgruppe in den von den Nationalsozialisten besetzten Ländern. 500.000 Sinti und Roma seien ermordet worden. "Das Gedenken und die Erinnerung haben nichts mit Schuldzuweisungen zu tun", so Rose. Man habe gegenüber der Geschichte die Verpflichtung, dieses unvorstellbare Verbrechen wachzuhalten.

"Ehemalige Täter behielten die Deutungsmacht"

Der Holocaust an den Sinti und Roma sei auch in der Nachkriegszeit über Jahrzehnte entweder verdrängt oder verleugnet worden, schilderte der Vorsitzende des Zentralrats. "Ehemalige Täter behielten in der Bürokratie die Deutungsmacht über die Opfer."

Erst der international beachtete Hungerstreik einer Gruppe von Sinti auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau, an dem auch Rose beteiligt war, habe trotz vieler Widerstände einen gesellschaftlichen Prozess der Aufarbeitung und des Umdenkens angestoßen.

Erinnerung an das Bombenattentat in Oberwart

Bundesratspräsident Günter Kovacs (SPÖ) erinnerte in seiner Eröffnungsrede an das Bombenattentat in der Roma-Siedlung in Oberwart im Jahr 1995, das das Land erschütterte. Dieses schwerste politisch motivierte Attentat in der Zweiten Republik habe verdeutlicht, zu welchen Taten Rassismus fähig sei.

Auch Ministerin Susanne Raab (ÖVP), zuständig für Volksgruppen, bezeichnete die Anerkennung als Volksgruppe in einer Videobotschaft als Meilenstein in der Minderheitenpolitik. Seitdem seien große Fortschritte im Bereich der Inklusion erzielt worden. Foto-Eigenwerk von de:Benutzer: Mihály, Wikimedia commons.