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Die Wirtschaftsleistung in Deutschland sei im Sommer 2021 kräftig gestiegen, schreibt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei der Schnellmeldung des

Statistischen Bundesamtes zufolge gegenüber dem Vorquartal um 1,8 Prozent gewachsen. „Seinen Vorkrisenstand vom vierten Quartal 2019 unterschritt es noch um 1,1 Prozent“, so die Fachleute. Die Erholung sei von einem starken Zuwachs im Dienstleistungssektor getragen worden. Dagegen habe die Industrieproduktion ihre Abwärtsbewegung fortgesetzt. Im Vergleich zum Vorquartal habe sie sich trotz einer hohen Nachfrage merklich um 2 ½ Prozent verringert. Besonders betroffen sei hiervon die Automobilindustrie, deren Produktion erneut ganz erheblich sank (– 13¾ %). Ausschlaggebend hierfür seien die nochmals verschärften Lieferengpässe bei Vorprodukten und Rohstoffen gewesen.

 

Starke Aufholeffekte beim privaten Konsum

„Auf der Nachfrageseite war der private Konsum der wichtigste Wachstumstreiber für die Erholung im Sommer“, schreibt die Bundesbank. Hier hätten sich starke Aufholeffekte aufgrund der Lockerung vieler Eindämmungsmaßnahmen bemerkbar gemacht. Insbesondere das Gastgewerbe habe seine Umsätze stark steigern können, aber auch der stationäre Einzelhandel mit Textilien, Bekleidung und Schuhen sowie mit Informations- und Kommunikationstechnik hätten kräftige Umsatzzuwächse verbuchen können. Die Exporte seien dagegen trotz einer weiterhin hohen Auslandsnachfrage erheblich zurückgegangen. „Hierzu dürften vor allem die Lieferprobleme in der Industrie beigetragen haben“, so die Fachleute.

Arbeitsmarkt erholt sich, verliert jedoch an Schwung

Der Arbeitsmarkt habe sich im Sommer kräftig erholt, heißt es im Monatsbericht, wenn zuletzt auch mit deutlich weniger Schwung. Die Erwerbstätigkeit insgesamt habe um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal zugenommen. „Gleichwohl ist damit bis zum Sommer erst etwa die Hälfte der in der Coronakrise verlorengegangenen Arbeitsplätze wieder besetzt worden“, so die Bundesbank. Bei den sozialversicherungspflichtigen Stellen sähe es jedoch deutlich besser aus: Zum einem seien sie in der Krise vergleichsweise wenig zurückgegangen, da sie durch den Einsatz von Kurzarbeit gestützt werden konnten. Zum anderen würden in der aktuellen Erholung vor allem sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse besetzt. Die Kurzarbeit hätte im Sommer massiv zurückgeführt werden können, heißt es in dem Bericht weiter. Die Fachleute erwarten jedoch nicht, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt in den nächsten Monaten weiter in diesem Ausmaß verbessert.

Geplanter Eingriff ins Lohngefüge bedenklich

Die Bundesbank sieht die in den Koalitionsverhandlungen erwogene Vorgabe eines Mindestlohns von 12 Euro je Stunde kritisch. „Eine solche politische Vorgabe droht, die unabhängige Mindestlohnkommission zu entwerten“, heißt es. Die deutliche Anhebung des Mindestlohnes würde spürbar in die unteren Entgeltbereiche eingreifen und hätte nicht zu vernachlässigende Ausstrahlungseffekte auf die darüber liegenden Lohngruppen.

Verbraucherpreise dürften im November temporär um knapp 6% steigen

Die Verbraucherpreise seien im Oktober erneut kräftig gestiegen, schreiben die Fachleute. Sie hätten gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 0,5 Prozent zugelegt. Insbesondere Energie habe sich erheblich verteuert. Die Vorjahresrate sei insgesamt von 4,1 Prozent im September auf 4,6 Prozent gestiegen, die Kernrate – ohne Energie und Nahrungsmittel – von 2,5 Prozent auf 2,8 Prozent. Die Bundesbank geht davon aus, dass die Inflationsrate im November auf knapp 6 Prozent steigen, aber mit Auslaufen statistischer Sondereffekte (insbesondere Mehrwertsteuer-Basiseffekt) im Januar spürbar zurückgehen wird. „Sie könnte aber noch für längere Zeit deutlich über 3 Prozent liegen.“

Lieferprobleme dürften Wachstum weiter bremsen

Für den Herbst rechnen die Fachleute mit einer Verschnaufpause bei der wirtschaftlichen Erholung. Die Industrie dürfte weiterhin durch Lieferprobleme belastet werden und damit voraussichtlich das gesamtwirtschaftliche Wachstum dämpfen. Laut Umfragen des ifo Institutes hätten sich die Geschäftserwartungen mit Ausnahme des Bausektors merklich eingetrübt, heißt es im Monatsbericht. Im gesamten Winterhalbjahr bestünden Risiken durch ein verstärktes Pandemiegeschehen. „Nach derzeitigem Stand dürften die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen aber weniger gravierend ausfallen als in früheren Pandemiewellen“, schreiben die Expertinnen und Experten. Foto-Dontworry, Wikimedia commons.